Archiv der Kategorie: erlebnis

Besuch im Funkhaus 1

Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass mein Faible für zerfallene Gebäude ein sehr großes ist. Es gibt einen Gebäudekomplex in Deutschland, der eine andere Leidenschaft, das Radio, gleich noch mit bedient: Das ehemalige DDR-Funkhaus Nalepastraße in Berlin. Letzten Sonntag hatte ich das vergnügliche Vergnügen, das Funkhaus einmal ordentlich zu besichtigen – nach einem ersten Kurzbesuch im Juli.
Trotz verdammt wenig Schlaf und einer langen Zugfahrt von München nach Berlin am Sonntag morgen war ich putzmunter, als wir nach zwei verpassten Bussen und einer rasenden Taxifahrt in der Nalepastraße ankamen. Schon die Pforte: Eine Schleuse durch mehrere Schwingtüren, dann Baustelle, dann Backstein. Viele tausend Quadratmeter Nutzfläche, in den 50ern durch Integration der Reste einer ehemaligen Fabrik in Neubauten von Franz Ehrlich als zentrales Funkhaus der DDR gebaut. Außen: Bauhausstil, große Wandflächen, lange Fenster, Gärten und Bäume, direkt am Ufer der Spree. Innen: Holzvertäfelung, originale Verkleidungen, Tapeten, Fußböden. Und überall eine unvergleichliche Akustik. Jedes Foyer, jeder Flur, jeder Raum klingt anders, ausgetüftelt, immer angenehm. Optisch eine Augenweide. Die meisten Räume sind vermietet, als Musiker würde ich auch einiges geben für so ein fabelhaft klingendes Studio. Wir sahen viele lange Gänge, einen Besprechungsraum mit „Flüsterakustik“, den großen Sendesaal mit seiner Orgel, Archivräume.

Hier ist Teil 1 der Bilder aus dem Funkhaus:

Ein Wochenende in Hamburg mit Netzeffekt

Eine Sammlung der Eindrücke nach dem Blogst-Konferenz-Wochenende am 10./11.11. in Hamburg. Diese Erkenntnisse hier sind schon durch durch den Verarbeitungsfilter:

Netzeffekt, nicht Glitzereffekt.

Getauschte Visitenkarten landeten immer nur ganz hinten in dem einen Fach im krambeutel. Das waren dann doch eine ganze Menge. Und ja, Menschen haben Talente. Eines davon ist Visitenkartengestaltung. Ein kleines Kunstwerk nach dem anderen fischte ich aus dem Fach ganz hinten. Noch nicht sind alle Blogs untersucht, noch nicht sind die Kärtchen sortiert. Doch jetzt schon eindeutiger Karten-Schönheitskönig ist Titatonis Anhänger-Kärtchen. Ein Knaller!

Wer früh aufsteht, hat einen langen Tag.

Konferenzieren ist wie arbeiten. Und damit beginnen die Tage früh. Dafür mit Fruchstäften, Obst, Kaffee und Gutelaunegesichtern, und nicht mit einer matschigen Kantinensemmel mit aufgeschnittenen Gurken von vorgestern und diesen Gesichtern, deren Miesepetrigkeit einem manchmal morgens im Arbeitsplatz-Aufzug entgegenspringt. Hamburg war immer noch ein bisschen im Schlafmodus, als ich da so durch die Straßen fuhr, im fast leeren Bus, bei Schietwedder (Bayern sollten das garnicht versuchen, das mit dem Nordeutschen Dialekt), mit Kaffeebecher, Wollschal und Vorfreude auf den Tag. Trotz müde und weher Schulter. Ich mag Morgenstimmungen sowieso sehr sehr gerne. Wenn alles noch schläft können die wenigen Augen, die auf sind, umso wacher sein.

Es muss nicht alles gefallen.

Diese Konferenz war eine Konferenz für „deutschsprachige Blogger aus den Bereich Design, Lifestyle, Living und Food“, schreibt die Veranstaltungswebsite. Klar, da sind dann keine Computer-Nerds dabei, oder Vesparoller-Blogger. Design- und Lifestyle-Blogger sind erwartungsgemäß eher Frauen, die mit offenen Augen durch ihre Umwelt laufen, die reisen, sich in Läden umsehen, Zeitschriften lesen, sich im Internet auskennen. Bei der Konferenz war es oft laut und fassungslos. 120 Frauen und 4 Männer. Oder 3, oder 5? Aber ja, doch, gemütlich.

Man kann nicht alles richtig machen.

Tumult gab es beim Vortrag eines Rechtsanwaltes zum Thema „Recht für Blogger“. Vor allem dort. „Recht“, das klingt öde öde öde, trocken, schwierig, undurchschaubar. Ist es vielleicht auch. Und wenn dieses Recht über einen schwappt, so scheinbar unkontrollierbar wird, dann braucht man den Anwalt. Macht ja nix, der muss auch von irgend etwas seinen Salat bezahlen.

Gemeinsam geht besser als alleine.

Ja! Das ist es! Reiseblogger schließen sich zu einem Kollektiv zusammen, Blogger treffen sich für ein Wochenende und tauschen sich aus, gemeinsam steht man morgens da in diesem Vorraum und schaut sich in die müden Augen. Und gemeinsam quetscht man auf Bierbänken und findet es zwar schlimm so ohne Lehne, wegen dieses alten Rückens, aber dann doch toll, dieses gemeinsam sein. Wenn die Luft auch noch so stickig ist.

Bestätigung. Wir haben uns ja auch zusammen geschlossen. Meine Taschenmanufaktur und sechs andere  machenden Münchnerinnen sind zusammen sieben machen, und was wir vor allem wollen, ist gemeinsam stärker zu sein als alleine. Jetzt haben wir einen Laden und bald wird es ein großes München-Netzwerk geben, mit dem wir endlich einmal auch in dieser Stadt Veranstaltungen, Wissen und Raum gemeinsam finanzieren und tun können.

Über Geschenke freut man sich immer.

Und noch mehr über Gewinne bei Verlosungen: So kam Samstag Abend ein Wald- und Weihnachtsbaum-Stempel-Set von Kathrin karamelo  zu mir. Dankeschön!

Hat noch jemand so einen wunden Mund von diesen Bitzel-Lutschern am Eingang? Mir ist der ganze Gaumen taub.

Und achja, für die Liste der unaussprechlichen Blogger-Begriffe:
fancy
Schnappatmung
reinverliebt

Eine Konferenz und: Welche Wörter die Zehennägel hochrollen lassen.

Dieses Wochenende fahre ich ja nach Hamburg, zu einer Bloggerkonferenz. Wie ich mir Konferenzen vorstelle: Man betritt ein holzgetäfeltes Foyer, zum Beispiel in einem Kongresszentrum. Am Boden Teppich, grau meliert, der die Tritte der Hacken dämpft. Zu einem plumpen DUMP DUMP DUMP. An einem mit weißem Tischtuch verhangenem Bistrotisch (und das Tischtuch hat unten eine Bauchbinde aus Satinschleife) steht eine Dame in Hosenanzug. Mit ihren langen farbigen Fingernägeln hält sie einen Kugelschreiber ohne Werbeaufdruck, streicht Namen auf einer Liste ab und pinnt den Teilnehmern mit den DUMP-Schritten kleine Schildchen an. In so einer Plastikhülle. Dann gibt es Mineralwasser mit Sprudel in kleinen Fläschchen, man trinkt Sekt-Orange mit spitzen Lippen aus kleinen Gläschen und gesellt sich gegen Mittag zum Häppchen-Buffet.

Nein, so wirds nicht werden, bei Blogst am Wochenende in Hamburg. Der Veranstaltungsort heißt „Werkheim“, ein Name völlig ohne „Kongress“ und damit vermutlich auch ohne grauem Teppichboden. Dafür mit Parkett, Stahl und Glas, so Couch-Ecken, in denen die müden Wadeln ausgeruht werden, und überall Steckdosen, an denen silbrige Laptops aufladen. Stimmts?

Wie es sich gehört für eine Business-Veranstaltung, beginnen die Tage früh. Mit Programm. Die Damen werden in Schale geschmissen antreten, die Herren – äh, sind da auch Herren? – betont lässig. Schuhe putzen vorher? Vielleicht. Kleidungsplanung? Ach nö. Wie wird eigentlich das Wetter?

Das Samstagsprogramm ist „Fashion“- und „Lifestyle“-lastig. Ich freue mich auf die Themen, die mir beim Alltagsbloggen wichtig erscheinen: „Recht für Blogger“ zum Beispiel. Und „Cakepops“. Ach nein, halt, die gibts ja zur „Netzwerkstunde“. Aber diese bitte ohne Wolle werfen, gern dafür mit Elevator Pitch und zackizack! Gibts denn auch Bier bei der „After Work Party“? Meine unlackierten Pratzen machen sich so schlecht um Coctailgläschen.

Am Sonntag dann werden die Knallerthemen besprochen. PR, SEO, Google-Analytics. Das wird fein, da ist die Vorfreude groß! Wissen, das angewendet werden will. Juchhei!

Im Vorfeld der Konferenz habe ich ein paar Blogs der anderen Teilnehmer(innen) begutachtet. Auffällig ist: viele Niedlich-Blogs sind dabei, mit „supersüßen“ Produkten in einem „kleinen Lädchen“, oder „easypeasy DIY“. Das ist ja „keck“. Ich weiß, welche Wörter aus der Niedlich-Reihe ich jetzt schon nicht mehr hören kann, und nehme mir vor Strichlisten zu führen. Und dann vielleicht meine Wortwahl zu überdenken. Ha, Leute, ich freu mich auf euch. Das wird bestimmt ein „supertolles“ Wochenende. Ganz „easypeasy“!

Getaggt mit , , , ,

Ein schwäbischer Samstag

der krambeutel und ich fuhren Samstag nach Augsburg. 60 km von der münchnerischen Heimat entfernt, aber doch schon so lange nicht mehr besucht. Grund war ein Marktbesuch, über den der krambeutel auf seinem Blog berichtet.

Der Hauptgrund, schon einen Tag eher nach Augsburg zu gondeln, war der schon lang gewünschte Besuch des TIM. Textil- und Industriemuseum. Toll schon vor der TIM-Tür: Alte, geschlossene Backsteinhallen, so weit das Auge reicht. Sonnenschein und Backstein. Ach, hach. Diese Gebäude der ehemaligen AKS (Augsburger Kammgarn Spinnerei) wurden bis 2004 von bis zu 2000 Menschen täglich besucht. Aber nicht zum Fotos machen, nein, zum Arbeiten. Die AKS war zeitweise die größte Kammgarnspinnerei Deutschlands (weiß die TIM-Website zu berichten). Und jetzt, alles leer. Bis auf das Kopfgebäude, da drin ist das Museum, und das ließ mein Textilien-Herz höher schlagen. Die Fotos der Überreste der AKS seht ihr unten.

Man lernt Dinge über Fasern, über das Spinnen und das Weben. In einer Maschinenvorführung wurden verschiedene Webstühle aus alten und neuen Zeiten angeschmissen, die mit Höllenlärm Gewebe herstellen, aus denen Souvenirs werden, die dann im Museumshop ausliegen. Handtücher, Geschirrtücher, Schürzen, Stofftaschen. Nach dem Weben kommt das Veredeln, Färben, Drucken, Entwerfen, Nähen. Zu diesen Themen gibt es in der Ausstellung zahlreiche Filmchen, viele Entwürfe, Verarbeitungstechniken und ein Querschnitt durch die Modegeschichte sind ausgestellt.

Höchsterwartungsvoll weitere Highlights aus der Mode zu erfahren bog ich um die nächste Ecke aber hoppla, da war der Ausgang. Und das Restaurant Nunó. Fein. Feiner Kaffee, feines Museum, feiner Nachmittag in Augsburg.

Es folgten: Der Besuch in einem Miniladen (doch dazu mehr in den nächsten Tagen im krambeutel-Blog) und ein großer Biercocktail nach einer Pflanzerlschlacht (doch das soll privat bleiben.)